Partizipatives Demokratie-Theater in Hagen
Fotoalbum – Eine partizipative Theaterperformance über Demokratie im Lutz-Theater Hagen mit der Klasse 9c
Der 27.1. 2025 war der 80. Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust – die Klasse 9c hat sich an diesem Tag intensiv mit dem Holocaust beschäftigt und zwar im Theater in Hagen.
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Nach unserer Vorbereitung im Theater-Workshop mit Lizzy (Theaterpädagogin und Schauspielerin des Theaters Hagen) und in der Projektgruppe mit Frau Krahl konnten wir an diesem besonderen 27.1.2025 die Vorstellung „Fotoalbum“ in Hagen besuchen. Wir waren eingeladen, wir waren die einzigen Gäste des Theaters und wir hatten das ganze Theater für uns.
Wir wurden sehr freundlich empfangen und konnten die ersten 15 Minuten noch etwas essen und trinken. Kurz vor Beginn der Vorstellung sollten wir uns einen Klebepunkt aussuchen. Es gab die Farben Rot, Gelb und Grün. Sie standen für Essen, Musik und Freundschaft. Wir sollten überlegen, was davon unseren besten Tag im Leben noch besser machen würde. Am Anfang der Vorstellung verteilten die zwei Schauspieler Muffins an jeden und es wurde nebenbei ein kleines Klavierstück aufgeführt. Die Atmosphäre erinnerte uns an die Ausgangssituation im Roman „Als die Welt noch uns gehörte“ von Liz Kessler. Danach haben wir uns in Dreiergruppen mit jeweils einer Person, die einen roten, eine grünen oder einen gelben Punkt trug, zusammengetan, um Fotos zu machen.
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Nach den Fotos wurden wir in unseren Dreiergruppen in den Saal begleitet. Dort ging die Vorstellung dann weiter, dabei konnten wir auch manchmal aktiv an Aufgaben mitwirken: Ein Beispiel dafür war ein Fragespiel, bei wir uns zu Koffern stellen sollten. Es gab drei Koffer: grün für ja, gelb für nicht sicher und rot für nein – dabei ging es um Freundschaft und Vertrauen, Verrat und Lüge. Wir mussten aus unserer heutigen Sicht überlegen, wie wir das empfinden, wodurch dann zur eigentlichen Handlung des Theaterstücks übergeleitet wurde. Die Schauspieler Felix und Mascha schlüpften in die Rollen von drei Kindern: Max, Elsa und Leo. Max wanderte nach München aus, da sein Vater ein hochrangiger SS-Mann war und sein Sohn in die Hitlerjugend sollte. Elsa flüchtete in die Tschechoslowakei und musste schließlich in ein KZ. Leo gelang mit seiner Mutter die Flucht nach England.
Fiona (Klasse 9c) hatte uns den zugrunde liegenden Roman „Als die Welt noch uns gehörte“ von Liz Kessler im Unterricht schon vorgestellt und wir wussten bereits, dass die Freundschaft mit dem Tod zweier der Kinder im Konzentrationslager ein schreckliches Ende fand. Nur Leo überlebte in England.
Das Stück ließ uns nicht in Ruhe – wir waren mittendrin. Es gab keinen Zuschauerraum – alles war Bühne und wir mussten in kleinen Gruppen mitmachen. Wir packten Fluchtkoffer, schrieben Briefe, wurden durch enge Gänge gedrängt – alles hautnah und teilweise im Halbdunkel, teilweise unter Scheinwerfern. Das Leben und die Verfolgung einzelner jüdischer Familien in Hagen wurden präsentiert, während wir auf Pritschen saßen und uns nicht zurückziehen konnten.
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Das war ein intensiver Theatermorgen, voller Eindrücke und Erlebnisse! Wir bedanken uns beim Lutz-Theater für die Einladung und diesen ganz besonderen Tag: bei den Schauspieler:innen, den Technikern, den Erinnerungs-Helfer:innen, der Dramaturgin und allen, die uns diesen Tag ermöglicht haben!
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Ein Beitrag von Stella Heidenreich und Gabriel Spataro (beide 9c)
Nachgespräch im Lutz-Theater
Im Anschluss an das Theaterstück „Fotoalbum“ erhielten wir die Möglichkeit, den Schauspielern und der Dramaturgin Fragen zu stellen. Diese Gelegenheit nutzten wir, um Fragen über das Theaterstück zu klären, über das Drehbuch und die Originalgeschichte zu sprechen sowie unser Lob an die Schauspieler mitzuteilen. Eine der Fragen ging beispielsweise um die Kurzvideos, welche zwischendurch gezeigt wurden, und eigentlich aussahen wie Tiktok-Videos. Damit wurde die Werbung der AfD nachgespielt, die jungen Menschen auf ihre Handys geschickt wird. Darin wurde das Frauenbild der Tradwives thematisiert und auch die Rollenvorstellung des starken, sportlichen und männlichen Mannes. Beide haben wir als Werbung für die Frauen- und Männerbilder der Rechten enttarnt und überlegt, wie man Jugendliche davor schützen kann, auf so etwas hereinzufallen.
Somit wurde die historische Ebene des Romans „Als die Welt noch uns gehörte“ von Liz Kessler, der der Inszenierung eigentlich zugrunde lag, immer wieder mit der heutigen Realität vermischt. Obwohl das Stück sich eng auf die inhaltlichen Grundlagen des Romans bezog, wurde immer wieder eine Brücke zum Erleben heutiger Jugendlichen geschlagen, sodass die angesprochenen Themen Freundschaft, Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus nicht bloß im historischen Nacherzählen verblieben, sondern wir uns mit dem auseinandersetzen mussten, was heute in uns und in unserer Gesellschaft stattfindet.
Wir alle fanden es wirklich gut, Teil der Inszenierung zu sein, weil es keine Trennung zwischen Zuschauern und Bühne gab. Wir alle haben uns im gesamten Raum des Theaters bewegt und hatten dort auch einiges zu tun. Daher konnte man sich nicht distanziert zurücklehnen, sondern wurde in das Geschehen mitgenommen, und zwar im Denken, Fühlen und Handeln. Ein Konzept der Regisseurin, das wirklich aufging!
Ein Beitrag von Luisa Hassler (9c)