Exkursion zum Haus der Geschichte in Bonn

13. Februar 2022

Exkursion des Leistungskurses Sozialwissenschaften zum Haus der Geschichte in Bonn am 10.02.2022

Am Donnerstag hat unser Leistungskurs Sozialwissenschaften im Rahmen unseres Themas  „Europäische Union“ das Haus der Geschichte in Bonn besucht.  Zunächst trafen wir uns um 7:50 Uhr in der Schule, um uns zu testen. Nachdem glücklicherweise alle negativ waren, konnten wir gegen 8:20 Uhr in den Bus steigen, der uns nach Bonn fuhr. Angekommen haben wir noch kurz Informationen über den Ablauf bekommen und dann ging es auch schon los. Nach einigen technischen Problemen konnten wir schließlich ohne Komplikationen den interessanten Vortrag von Kapitänleutnant Sarah Ruh hören, der uns viele Einblicke in die gemeinsame Politik der EU und deren Friedensmission in der Flüchtlingskrise ermöglichte.

„Was ist die Europäische Union für uns?“, diese Frage stellten sich die die Schüler*innen des Leistungskurses Sozialwissenschaften der Q1 bei dem Vortrag „Über 70 Jahre Frieden“. Sarah Ruh ist Referentin für Sicherheitspolitik und im Auftrag der Bundeswehr für die politische Bildung verantwortlich. Sicher ist vor allem in aktuellen Zeiten, dass die EU für Sicherheit, Zusammenhalt und Gemeinschaft plädiert. Diese Ansicht vertritt auch unser Kurs, was durch die Aussagen „Die EU ist absoluter Vorreiter, wenn es um die Pandemiebekämpfung geht, kostenfreies Impfen und Testen ist in anderen Ländern kaum möglich.“, „Gemeinsame Ressourcen, freies Reisen und Demokratie – wir haben die freie Wahl und können wählen.“ und „In den letzten 500 Jahren gab es nie so lange Frieden wie jetzt.“ deutlich wird.

Den Grundstein für eine solch lange Friedensperiode bildete die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Die Römischen Verträge 1952 waren der Beginn des Friedensprojektes. 2012 erhielt die EU dann den Friedensnobelpreis. Um die Sicherheit zu wahren, hat die Europäische Union zwei Gremien, diese sind zum einen die „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)“, welche als Ziel hat, die Sicherheit der EU zu stärken und den Frieden zu wahren, sowie die „Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) “, welche als Hauptziel die Krisenprävention und die Konfliktbewältigung hat. Der Vortrag gab uns einen Einblick in die Flüchtlingskrise 2015. Die Menschen flüchteten zu der Zeit aufgrund des Arabischen Frühlings in Afrika und aufgrund von Kriegen (insbesondere in Syrien). Die gefährlichste Route für die Flüchtlinge war die zentrale Mittelmeerroute, da diese 340 km durch das Meer führte. „Die Menschen zahlten 1500 bis 5000 Euro, um mit einem kleinen Schlauchboot ohne Nahrungsmittel und einer ungenügenden Menge an Kraftstoff in den sicheren Tod geschickt zu werden“, so Frau Ruh. Nur die Boote, die zum richtigen Zeitpunkt den Notruf absendeten, bekamen möglicherweise Hilfe. Wurde der Notruf zu früh abgesendet, würden sie zurück in ihr Herkunftsland verschifft werden, ruft man die Hilfe zu spät, so erreicht man aufgrund des mangelnden Telefonempfangs keinen mehr. Da es unmöglich war, das Problem an der Quelle zu lösen, weil  Regierungen in Afrika gestürzt wurden, hat der Europäische Rat am 18.05.2015 den Beschluss der Seenotrettung legitimiert. Daraufhin startete der Bundeswehreinsatz „Operation Sophia“, an dem 25 der 27 europäischen Nationen beteiligt waren. Von der Seenotrettung waren jedoch nicht alle überzeugt, manche Menschen haben diese als Pull-Faktor angesehen, um in die EU einzureisen. Die Rettungsaktion ging von Juni 2015 bis Juni 2019. Sechs Schiffe fuhren durch den Mittelmeerbereich (so groß wie Deutschland) um Menschenleben zu retten. Frau Ruh wurde selbst im Jahr 2017 auf einem Einsatz auf einem solchen Rettungsschiff eingesetzt. Dies konnte drei Wochen auf dem Wasser bedeuten.  Man hatte alles am Bord, was man für eine solche Rettung brauchte, darunter auch 21 Intensivbetten. Frau Ruh selbst beschreibt ihren vergangenen Arbeitsalltag mit den Worten „Acht Stunden steht man als Fahrer am Deck, dabei fordert man Material an, welches man benötigt und schreibt Befehle u.v.m.“.

Frau Ruh hat uns mittels Bildern und Erzählungen einen Tag lang mit auf ihre Arbeitsreise genommen. Vor allem ist bei ihr ein Herr in Gedanken geblieben. „Ein Mann kam nur mit einem Bein an, später sagte mir der Chirurg, er hätte sein Bein nicht freiwillig gegeben.“ Dank „Operation Sophia“ wurden in vier Jahren fünfzigtausend Menschen gerettet. Im Jahre 2019 beendete der italienische Präsident diesen Bundeswehreinsatz, da Italien aufgrund einer aus ihrer Sicht ungerechten Verteilung der Menschen keine Flüchtlinge mehr in das Land aufnehmen wollte.

Nach unserer einstündigen Mittagspause sind wir dann von einer netten Dame durch die einzelnen Ereignisse der Nachkriegszeit geführt worden. Alles drehte sich um die Frage, wie es nach dem zweiten Weltkrieg für Deutschland weitergehen sollte. Denn während einzelne ihren Sieg feierten, herrschte in Berlin großes Elend, das ebenfalls eine Hungersnot zur Folge hatte. Um die Menschen jedoch trotzdem ernähren zu können, schlossen sich damals einzelne Länder (die Westalliierten) zusammen, um eine Luftbrücke zu bauen, die die Versorgung der Bürger gewährleistete. Hierzu konnten wir uns eins der Flugzeuge zum Teil anschauen, das den besonderen Namen ,,Rosinenbomber“ trug. Danach wurden wir durch die Teilung Deutschlands in Ost und West geführt. Außerdem konnten wir uns einen originalen T34-Panzer der roten Armee anschauen, der für den kalten Krieg in den 1950ern stand. Die Problematik, dass die Außengrenzen der DDR immer dichter wurden, da die Menschen in die BRD flüchten wollten, was letztendlich zum Bau der Berliner Mauer am 13.08.1961 geführt hat, konnten wir uns durch einzelne Videos anschauen. Wir hörten ebenfalls die traurigen Geschichten von Menschen, die bei der Flucht über die Grenzen scheiterten und dort ihr Leben ließen. Faktisch starben nämlich rund 300 Menschen an der Mauer. Wir konnten uns ebenfalls ein Bild vom Leben der Menschen während des Wirtschaftswunders nach 1950 im Westen Deutschlands machen, welches von viel Wohlstand und Luxus geprägt war. „Von Null auf Waschmaschine“ könnte man hier sagen, denn plötzlich hatte jeder eine Waschmaschine oder andere Luxusgüter zu Hause, wovon die meisten vorher nur träumen konnten.

Im weiteren Verlauf stellten wir fest, dass die Frau sich immer mehr in der Gesellschaft emanzipierte, obwohl es damals wohl noch ein legitimierter Kündigungsgrund war, wenn die Frau bei ihrer Arbeit eine Hose trug. Gegen Ende unserer Reise kamen wir am Ziel, der Wiedervereinigung, an. Hierfür betrachteten wir Originalteile der Berliner Mauer, die am 09.11.1989 ganz ohne Krieg oder politischem Aufstand friedlich fiel.  Dies war auch der Startschuss für die politische Wiedervereinigung, die am 03.10.1990 stattfand und  fundamental für die heutige EU ist. Wir konnten aus zeitlichen Gründen zwar nicht alles besichtigen, haben aber in diesen 1 ½ Stunden viele Eindrücke bekommen, die zeigten, wie wichtig die Gemeinschaft der EU ist und schon immer war.

Nach der sehr informativen Führung konnten wir noch etwas durch das Museum gehen und uns nochmal selbstständig einige Ausstellungen ansehen. Um 14:30 Uhr gingen wir dann zurück zum Bus, der uns schließlich wieder zum Leibniz-Gymnasium gebracht hat. Zusammenfassend war es ein sehr interessanter und lehrreicher Ausflug, der uns einmal gezeigt hat, was alles passieren kann, wenn Länder nicht gemeinschaftlich handeln, und gleichzeitig, welche Freiheiten und Möglichkeiten uns unsere politischen Systeme ermöglichen.

Der Leistungskurs „Sozialwissenschaften“ der Q1 bedankt sich herzlich bei Frau Ruh, Herrn Franke, Frau Seemann und dem Team vom Haus der Geschichte. „Vielen Dank, dieser Ausflug hat unsere Unterrichtsthematik verbildlicht, veranschaulicht und es uns ermöglicht, eine solche Zeit aus der Sicht von einem Kapitänleutnant zu sehen.“

Geschrieben von Celina-Joy Hasler und Rebecca Jahn (beide Q1)

Unsere Partner:

Ältere Beiträge

Kontakt:

Städtisches
Leibniz-Gymnasium
Lockfinker Str. 23
42899 Remscheid
Tel.: 02191 46952-0

Leibniz-Gymnasium Remscheid